[Übersicht] Überblick dynamische Streaming-Mikrofone

tar

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Kondensator-Mikrofone habe ich hier bewusst ausgeklammert, da sie mehr Umgebungsgeräusche und mehr Raumhall aufnehmen als dynamische Mikrofone und damit während des Zockens vor allem wg. der Tastatur- und Maus-Geräusche grundsätzlich weniger zum Streamen geeignet sind. Dennoch können Kondensator-Mikrofone je nach Anwendungsfall sinnvoll sein, da sie wiederum mehr Stimmfarbe aufnehmen und für Streams, bei denen man nicht zockt, einen Vorteil bieten.

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USB-Mikrofone
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Die wohl besten dynamischen USB-Mikrofone zum Streamen (d.h. mit Fokus auf Stimme und Sprechen inkl. Filtern von Nebengeräuschen) sind aktuell die folgenden, die allerdings jeweils ein paar Nachteile mit sich bringen:

- Deity VO-7U (ab ca. 189 €)

Hat ein sehr geringes Eigenrauschen, ist Plug & Play (keine besonderen Treiber/Software) und klingt bei Auslieferung schon recht angenehm. Um es aber vernünftig auf die eigene Stimme einzustellen, sollte man bspw. Equalizer APO mit einigen VSTs nutzen. Ferner empfehle ich, Volume² und TorkilsMicMuter zu installieren, damit man das Mikro per Software ausschalten kann (und somit auch keine nervige rote RGB-Leuchte mehr hat, wenn es deaktiviert ist). Der Gain-Regler funktioniert umgekehrt und triggert ab etwa 50 % einen sehr guten, internen Limiter. Es kommt bereits ohne Windschutz relativ gut mit Plosiven klar, ist aber empfindlicher bei Sibilanten (hier sollte man also De-Essen, d.h. bspw. mittels TDR Nova die betroffenen Frequenzen abmildern). Der Mikrofonarm, den es im Set dazu gibt, taugt nicht viel und ist recht wacklig. Dieser Arm reicht zum Einstieg, sollte aber innerhalb weniger Monate ersetzt werden, da dessen Tischbefestigung innen an relativ dünnem Kunststoffmaterial nur verklebt ist und auf absehbare Zeit schlicht zerbricht. Das Set mit dem Arm lohnt sich dennoch, wenn man den Windschutz nutzen möchte oder noch keinerlei Mikrofonarm besitzt.

- Rode X XDM-100 (ab ca. 239 €)

Man benötigt hierfür die Rode X Unify Software, die - ähnlich Elgatos Wave Link, Steelseries GG oder VoiceMeeter - virtuelle Audiospuren erzeugt, mit denen man diverse Voreinstellungen fürs Streamen vornehmen kann. Wichtiger ist jedoch, dass man hierüber auch seine Mikrofoneinstellungen vornehmen kann/muss, da nur darüber der mikrofoneigene Aphex-DSP-Chip eingestellt werden kann, mit dem sich einiges aus der an sich guten Grundaufnahme rausholen lässt. Die Software scheint noch nicht so ganz ausgereift zu sein, aber stabiler zu laufen als noch vor einigen Monaten. Das Mikrofon selbst ist relativ schwer und groß (insb. mit der Spinne, die gleichzeitig als Halterung an einem Mikrofonarm notwendig ist), d.h. hier ist ein besonders belastbarer Mikrofonarm gefragt. Der Windschutz nimmt leider etwas Präsenz von der Stimme weg, scheint aber kaum notwendig zu sein.

- Shure MV7 (ab ca. 260 €)

Der kleine Bruder des berüchtigten Shure SM7b (das etwas muffig klingt und eher für Metalgesang und Instrumentenaufnahmen geeignet ist als für Streamer, aber aufgrund seiner eleganten Optik gehyped wird). Auch das MV7 ist noch etwas muffig, hat leider Mikro-USB (und kein USB-C) und reagiert sehr stark auf Plosive, dem man mit einem alternativen Windschutz (bspw. dem Shure RK345 für ca. 23 €) beikommen kann. Auch hier kann man einen Limiter einstellen, der allerdings wohl nicht immer korrekt funktioniert bzw. kaum was bringt. Darüber hinaus lassen sich per Software auch einige weitere integrierte Funktionen ähnlich wie beim Rode X XDM-100 einstellen. Ein großer Pluspunkt ist der bereits integrierte XLR-Anschluss, der einen späteren Wechsel auf ein Interface ermöglicht. Das fette Logo, was ständig in die Kamera springt, hinterlässt leider den Beigeschmack einer Dauerwerbesendung.

Weitere Anmerkungen und Settings
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Es gibt natürlich noch günstigere dynamische USB-Varianten (FDUCE SL40, FiFine 688, Mackie EM-USB, t.bone MB 7 Beta USB, usw.), sogar noch einige, die ähnlich teuer sind (bspw. PreSonus PD-70, PreSonus Revelator Dynamic, Rode Podcaster, Samson Q9U, usw.) die aber im USB-Betrieb mit den oben genannten nicht mithalten können, entweder weil sie ein höheres Grundrauschen oder anderweitige Probleme haben. Dennoch kann sich hier ein Test lohnen, ob diese womöglich besser zur eigenen Stimme, Örtlichkeit und Handling passen und sich deren tonale Nachteile mit Equalizer-Anpassungen und VSTs kompensieren lassen.

Für Windows ist dabei, wie oben beim Deity bereits erwähnt, grundsätzlich eine systemweite Einstellung mittels Equalizer APO empfehlenswert, welches auch eine VST-Einbindung unterstützt: mit "reafir" (Teil der ReaPlugs) lässt sich das Eigenrauschen entfernen und mit dem "Real-time Noise Suppression Plugin" lassen sich nahezu sämtliche Nebengeräusche filtern, zum De-Essen und dergleichen eignet sich TDR Nova, als Limiter "George Yohng's W1 Limiter" und als Compressor reacomp bzw. reacompx (ebenfalls Teil der ReaPlugs).

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XLR-Mikrofone
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XLR-Mikrofone liefern bei einer geeigneten Verstärkung meist ein besseres Aufnahmesignal mit weniger Grundrauschen als USB-Mikrofone. Hier gibt es an sich auch keine "besten" Mikrofone, da hier vorwiegend persönliche Präferenzen überwiegen. Herauszustellen sind hier aber die folgenden, da man mit diesen eine sehr gute Aufnahmequalität erreicht und in Kombination mit einem relativ guten Einsteiger-Interface (für ca. 150-300 €) unter 500 € bleibt:

- Shure MV7X (ca. 170 €)

Siehe Shure MV7 oben - ist quasi identisch, nur ohne USB-Anschluss. Benötigt etwa +55 dB Verstärkung (Gain).

- Rode Procaster (ca. 175 €)

Ähnlich dem oben genannten Rode X XDM-100, d.h. eben auch schwer und klobig. Es ist darüber hinaus ein wenig basslastig, was sich aber mittels Equalizer beheben lässt. Benötigt etwa +56 dB Verstärkung (Gain).

- SE DynaCaster DCM8 (ca. 250 €)

Bereits ohne Software außerordentlich vielseitig anpassbar, wobei es an die Qualität von diversen, teilweise doppelt so teuren Konkurrenzmikrofonen heranreicht. Es kommt im Innenraum auch ohne Windschutz sehr gut mit Plosiven klar, wodurch es auch optisch heraussticht. Die Position des XLR-Anschlusses könnte an manchen Mikrofonarmen leicht stören. Benötigt etwa +58 dB Verstärkung (Gain). Man kann jedoch mittels 48V-Phantomspeisung (muss das Interface liefern) den internen Verstärker aktivieren, der den Pegel um +30 dB anhebt, worunter aber die Aufnahmequalität etwas leidet.

Weitere Anmerkungen und Interfaces
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Auch hier gibt es natürlich günstigere Varianten, wobei die Kombination eines Behringer Ultravoice XM8500 (ca. 25 €) mit dem Behringer U-Phoria UMC202HD (ca. 85 €, liefert bis zu +51 dB Gain) die wohl billigste Einstiegskombination mit akzeptablem Aufnahmeresultat sein dürfte. Außerdem wäre noch das Elgato Wave DX zu nennen, das im Set mit Interface, Arm und XLR-Kabel momentan um die 330 € kostet.

Auch bei den Interfaces kommt es deutlich auf die eigenen Belange an. So kann man bspw. mit dem schlicht gehaltenen Elgato Wave XLR (ca. 160 €, liefert bis zu +75 dB Gain, davon +23 dB via Software) die Elgato Wave Link Software nutzen, die neben virtuellen Spuren mittlerweile auch die Einbindung von VST-Plugins zulässt. Das PreSonus Revelator io24 (ca. 130 €, liefert bis zu +60 dB Gain) wiederum bietet zusätzlich DSP-Effekte und Loopback-Kanäle an. Ferner kann man sich auch gleich sogenannte Streaming-Decks wie das TC-Helicon GoXLR Mini (ca. 200 €, liefert bis zu +72 dB Gain) kaufen.

Augenmerk sollte hier auf die mögliche Verstärkung (Gain) und auf die etwaig notwendige Phantomspeisung (48V) gelegt werden, um das gewählte XLR-Mikrofon auch antreiben zu können. Falls die Verstärkung nicht ausreicht, gibt es auch die Möglichkeit, zusätzliche PreAmp-Stecker dazwischenzuschalten (bspw. den TritonAudio FetHead).
 
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