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Samsung Galaxy Alpha im Test

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Tolle Hardware, langweilige Optik. Mit diesen Worten könnte man problemlos die Samsung-Flaggschiffe der vergangenen Jahre beschreiben. Denn Design und Wertigkeit haben für die Südkoreaner zuletzt nur eine geringe Rolle gespielt, trotz wiederholter Kritik an dieser Prioritätenverteilung. Mit dem Galaxy Alpha vollzieht man nun eine 180-Grad-Wende. Denn hier ist die Hülle wichtiger als das Innenleben gewesen. Oder?

Denn so eindeutig, wie es zunächst scheint, ist es nicht. Wie genau Samsung das neue Modell positionieren möchte, ist nicht klar. Denn mit unverbindlichen 649 Euro fällt es so teuer wie das größere Galaxy S5 aus, technisch kann das Galaxy Alpha es aber nur zum Teil mit dem größeren Schwestermodell aufnehmen. Und dann ist da noch Apple mit seinem iPhone 6. Dank einer offensiven Werbekampagne, die klar gegen den kalifornischen Dauerrivalen gerichtet ist, muss sich das neue Modell auch am iOS-Smartphone messen lassen.

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Hardware

Dass Samsung in dieser Kategorie zumindest auf dem Papier klar vorne liegt, ist keine Überraschung. Zunächst wäre da der SoC aus eigener Fertigung. Der Exynos 5430 nutzt die ARMv7-Architektur, was ihn auf 32 Bit beschränkt. Auf der Höhe der Zeit bewegt sich der Achtkerner - je vier A7- und A15-Kerne mit bis zu 1,3 und 1,8 GHz - dank des Einsatzes der Big.Little-Architektur aber dennoch. Die mittlerweile durchaus bekannte Technik der Chip-Schmiede ARM sieht vor, dass weniger leistungshungrige Aufgaben von schwächeren, aber auch sparsamere CPUs - in diesem Fall die A7-Kerne - übernommen werden. Für alles andere stehen hingegen performantere Kerne parat, hier der Typ A15. Konnte in der ersten Big.Little-Generation nur ein CPU-Typ zur selben Zeit genutzt werden, ist durch Heterogeneous Multi-Processing auch der gleichzeitige Betrieb aller Kerne möglich. Daraus resultiert im Idealfall vor allem eine höhere Leistung. Letzteres verspricht auch die GPU. Samsung setzt hier auf die ARM-Entwicklung Mali-T628 in Form der MP6-Version. Die im Sommer 2012 gestartete Grafikeinheit kommt bereits in anderen Exynos-SoCs zum Einsatz, konnte dort aber nicht immer völlig überzeugen. Deshalb überrascht das erneute Festhalten, denn mit den Modellen Mali-T720 und Mali-T760 stehen bereits seit einem Jahr leistungsfähigere Lösungen bereit.

Unter der Oberfläche versteckt: Samsungs Exynos 5430 sowie aktuelle Smartphone-Technik

Unter der Oberfläche versteckt: Samsungs Exynos 5430 sowie aktuelle Smartphone-Technik

Für Überraschungen sorgt aber auch der Speicherausbau. Denn während so manches Oberklasse-Smartphone mittlerweile mit 3 GB RAM ausgestattet wird, hält Samsung an 2 GB fest - ähnlich wie beim Galaxy S5, aber anders als beim kommenden Galaxy Note 4. Während dies von der breiten Masse jedoch eher unbemerkt bleiben dürfte, könnte der fehlende microSD-Slot schon eher auffallen. Denn Nutzer sind auf die fest verbauten 32 GB beschränkt, womit die Südkoreaner beinahe so etwas wie eine Tradition brechen. Verwunderlich ist dies vor allem deshalb, da die Rückseite des Galaxy Alpha einfach zu entfernen ist.

Augenreiben dürfte aber auch das Display verursachen. Denn hier verfällt Samsung zurück ins Jahr 2012: Das im Galaxy Alpha verbaute Display könnte beinahe vom Galaxy S III stammen. Auf 4,7 Zoll verteilen sich 1.280 x 720 Pixel, was eine Pixel-Dichte von 312 ppi bedeutet. Beim Panel verlässt man sich auf die hauseigene Super-AMOLED-Technik, was kräftige Farben und sattes Schwarz, aber auch sehr großzügige Blickwinkel verspricht. Allerdings setzt Samsung auf eine Pentile-Matrix, was der Anzeige im wahrsten Sinne des Wortes anzusehen ist. Durch die vom Standard abweichende Anordnung der Sub-Pixel kommt es schnell zur Treppenbildung bei Buchstaben, Ziffern und anderen feinen Elementen. Bei genauerem Hinsehen fällt dieser Makel schnell auf. Aber auch ein anderes altbekanntes Problem der Super-AMOLED-Technik taucht wieder auf. Denn mit durchschnittlich gut 7.800 Kelvin verfügt die Anzeige über einen unübersehbaren Blaustich. Auffällig wird dies vor allem bei der Anzeige von weißen Bildschirminhalten - auch dies ist zu einem guten Teil der Pentile-Matrix geschuldet. Immerhin kann die Hintergrundbeleuchtung entschädigen. In der Spitze erreicht sie 351 bis 369 cd/m2, was eine Homogenität von 95 Prozent bedeutet. Unterschiede in der Helligkeit nimmt der Nutzer hier nicht mehr wahr. Zu guter Letzt überzeugt die Anzeige natürlich mit ihrem Kontrast. Zwar wird kein echtes Schwarz geboten, mit den üblichen Messgeräten ist der Schwarzwert aber nicht mehr zu messen, was gleichbedeutend mit einem „sehr gut“ ist.

Neu und doch unverkennbar: Das Galaxy Alpha startet eine neue Design-Linie

Neu und doch unverkennbar: Das Galaxy Alpha startet eine neue Design-Linie

Einen kleinen Schritt zurück geht man bei den Schnittstellen. Zunächst bietet das Galaxy Alpha in Hinblick auf die drahtlosen Übertragungsmöglichkeiten alles, was derzeit aktuell ist. Das Mobilfunkmodem unterstützt LTE nach Cat 4 und ermöglicht somit Download-Raten von bis zu 150 Mbit pro Sekunde, darüber hinaus kann es auch mit HSPA+ dienen. Daheim - oder auch unterwegs - kann WLAN nach ac-Standard genutzt werden, ebenso Bluetooth 4.0 oder NFC. Beim Telefonieren und bei Datenübertragen fiel keine der Schnittstellen negativ auf. Lautsprecher und Mikrofone sorgen für eine hohe Gesprächsqualität, das Modem verlor im Test auch bei ungünstigen Verhältnissen keine Verbindung. Sollen Daten jedoch per Kabel übertragen werden, ist man anders als bei den letzten Samsung-Flaggschiffen auf Micro-USB 2.0 beschränkt; das Galaxy S5 und Galaxy Note 3 bieten hingegen den schnelleren 3.0-Standard, wenn auch nur mit kostenpflichtigem Zubehör. Der fehlende microSD-Slot wurde bereits genannt, die Änderung hinsichtlich der vorausgesetzten SIM-Karte nicht. Denn hier wird zum ersten Mal bei einem Samsung-Smartphone ein Nano-Modell gefordert, das nach dem Entfernen der Rückseite eingesetzt werden kann.

Samsung setzt markente Details

Samsung setzt auf markente Details

Womit man beim wichtigsten Punkt des Galaxy Alpha angekommen wäre, dem Gehäuse. Nicht nur in Hinblick auf das Design wurde Samsung zuletzt immer deutlicher kritisiert, auch die Materialwahl fand immer weniger Freunde - auch wenn die Verkaufszahlen eine andere Sprache sprechen. Den Weg weg vom Kunststoff und hin zum Aluminium-Unibody wollte man in Südkorea aber nicht beschreiten. Ob als Grund hierfür die deutlich höheren Kosten oder das etappenweise Etablieren einer neuen Design-Linie verantwortlich sind, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass sich das neue Modell erheblich von den letzten Galaxy-Smartphones absetzt.

Zwar ist die Zugehörigkeit aus der Frontalen klar zu erkennen, das Gesamtbild ist jedoch neu und durchaus gefällig. Zurückzuführen ist dies natürlich vor allem auf den neuen Rahmen, der nun aus Metall besteht. Mit markanten Verjüngungen an der rechten und linken Seite sowie den Antennenisolierungen am oberen und unteren Ende des 132,4 x 65,5 x 6,7 mm großen Gehäuses ist Samsung eine sehr eigenständige Optik gelungen. Nicht zuletzt die Fasen an Ober- und Unterkante des Gehäuses erzeugen eine Hommage an das erste Galaxy S. Der Eindruck, man hätte lediglich das iPhone 4 kopiert, verfliegt übrigens schon nach wenigen Stunden, den Vorwurf des Kopierens muss Samsung sich an dieser Stelle nicht gefallen lassen. Ähnlichkeiten tauchen allenfalls in Sachen Wertigkeit auf. Denn zum einen ist das Gerät exzellent verarbeitet, zum anderen ist es endlich gelungen, eine hochwertige Texturierung zu erzeugen. Optisch erinnert die Rückseite zwar an die des Galaxy S5 mit seinem „Heftpflaster“-Look, beim Anfassen wird der Unterschied aber schnell deutlich: Das Material ist weicher und vor allem griffiger.

Vorbild und Konkurrent: Trotz aller Unterschiede sind Parallelen zum iPhone 6 vorhanden

Vorbild und Konkurrent: Trotz aller Unterschiede sind Parallelen zum iPhone 6 vorhanden

In Hinblick auf die Ergonomie ist dies ein klarer Vorteil, aber auch das geringe Gewicht von nur 115 g sorgt dafür, dass das Galaxy Alpha gut in der Hand liegt. Aufgrund der Maße lassen sich die rechts (Standby) und links (Lautstärke) untergebrachten Tasten problemlos bedienen; dabei erreicht das Smartphone beim Display-Front-Verhältnis nur befriedigende 70 Prozent. Ein zweiter kleiner Kritikpunkt: Vor allem Nutzer mit kleinen Händen dürften die Kanten des Rahmens stören, hier hätte die Fase großflächiger ausfallen müssen. Power-Nutzer freuen sich im Gegenzug über den problemlos austauschbaren Akku, der 1.860 mAh bietet und sich somit auf dem Niveau des iPhone 6 bewegt - eine weitere Parallele.

Bei Apple kritisiert, bei Samsung ebenso vorhanden: Die Kamera steht aus dem dünnen Gehäuse hervor

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