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Nokia Lumia 930 im Test

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Die Rollen bei Nokia sind klar verteilt. Während die Lumia-500-Reihe für Stückzahlen und Marktanteile sorgt, dienen die Baureihen 900, 1000 und 1500 als Aushängeschilder. Vor allem mit den Modellen Lumia 920 und Lumia 925 konnten die Finnen viel Aufmerksamkeit erlangen. Ein Erfolg, der nun mit dem Lumia 930 unter dem Dach Microsofts wiederholt werden soll.

Die Chancen dafür stehen gut. Denn zum einen ist das Smartphone neuer als die Schwestermodelle Lumia 1020 und Lumia 1520, zum anderen stellt es in gewisser Weise eine Mischung beider dar. Aber auch einen weiteren Punkt gibt es. Immerhin ist das Lumia 930 das erste Gerät, das komplett an Windows Phone 8.1 angepasst ist - sieht man einmal vom etwa zur gleichen Zeit gestarteten Lumia 630 ab.

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Hardware

Beim Blick auf die Hardware des Lumia 930 gibt es keine Überraschungen. Nicht nur, dass die Zahl der verfügbaren Komponenten beim Windows Phone deutlich geringer als bei Android ist, Nokia hat auch an seiner Produktphilosophie festhalten. Das bedeutet: Statt radikaler Veränderungen gibt es nur schrittweise Anpassungen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Display. Beim Lumia 920 und Lumia 925 noch 4,5 Zoll groß und mit 1.280 x 768 Pixeln ausgestattet, misst es beim Lumia 930 nun 5,0 Zoll und bietet 1.920 x 1.080 Bildpunkte. Der Zwischenschritt dabei ist die Panel-Technik. Denn die mit dem Lumia 925 eingeführte AMOLED-Technik nutzt man auch im aktuellen Gerät. Auf dem Papier kann man in der Kategorie Bildschirm so mit der Oberklasse-Konkurrenz aus den Häusern Samsung, HTC und Co. problemlos mithalten.

Gute Farbdarstellung dank AMOLED-Panel, aber nicht immer hell genug

Gute Farbdarstellung dank AMOLED-Panel, aber nicht immer hell genug

Beim Blick auf die Messdaten bleibt man jedoch zumindest in einem Punkt hinter vielen Mitbewerbern zurück. Denn mit maximal 290 cd/m2 erreicht das Lumia 930 eine Maximalhelligeit, die in sehr hellen Umgebungen und vor allem bei direkter Sonneneinstrahlung nicht immer ausreichend ist. Mit einer Homogenität von 91 Prozent fällt die Ausleuchtung aber sehr gleichmäßig aus. Besser sieht es hingegen bei Kontrast und Farbdarstellung aus. Ersterer fällt aufgrund der AMOLED-Technik sehr hoch aus (mit den üblichen Messgeräten nicht erfassbar), letztere überzeugt durch kräftige, aber noch natürliche Töne. Auch weil das Display keinen erkennbaren Blaustich wie die meisten Samsung-Smartphones mit Super-AMOLED-Display bietet; die durchschnittlichen Farbtemperatur liegt bei gut 7.000 Kelvin.

Einen größeren Sprung hat man beim SoC gewagt. Denn wo die beiden Vorgänger noch mit 1,5 GHz schnellen Dual-Core-Lösungen aus dem Hause Qualcomm auskommen mussten, setzt man nun auf einen Snapdragon 800 vom gleichen Hersteller. Dessen vier Kerne erreichen in die Spitze 2,2 GHz und werden von einer GPU vom Typ Adreno 330 unterstützt. In Hinblick auf den Prozessor hinkt man hinter den Android-Topmodellen eine halbe Generation hinterher. Denn hier kommt bereits das Modell Snapdragon 801 zum Einsatz, der sich allerdings im Wesentlichen nur durch höhere Maximaltakte und eine schnellere Anbindung des internen Speichers vom Vorgänger unterscheidet; bei den CPU-Kernen handelt es sich in beiden Fällen um den Typ Krait 400. Einen wirklichen Nachteil bedeutet der Verzicht auf die aktuellste Lösung aber nicht. Denn die Erfahrung zeigt, dass Windows Phone 8(.1) deutlich effizienter mit dem SoC umgeht, als dies bei den meisten Android-Smartphones der Fall ist. In diesem Punkt ähnelt Microsofts Plattform ein Stück weit Apples iOS.

Lumia 920 vs 930: Größeres Display, schnellerer SoC, mehr RAM

Lumia 920 vs 930: Größeres Display, schnellerer SoC, mehr RAM

Nicht vergessen werden darf jedoch der Einbau von mehr Arbeitsspeicher. Verfügten die beiden Vorgänger über nur 1 GB, steht Nutzern nun die doppelte Menge zur Verfügung. Dies macht sich vor allem bei größeren Applikationen, aber auch beim Wechsel zwischen Programmen bemerkbar. In Hinblick auf die Weiterentwicklung von Windows Phone bedauerlich ist der erneute Verzicht auf einen Speicherkarten-Slot. Zwar bietet das Lumia 930 32 GB, wovon beim Start etwa 29 GB zur Verfügung stehen, im Zweifelsfall böte eine microSD-Karte aber schnell und für wenig Geld zusätzliche Kapazität.

Ganz auf der Höhe der Zeit zeigt man sich hingegen bei den sonstigen Schnittstellen. Das Mobilfunkmodem unterstützt LTE nach Cat 4, was in der Spitze Download-Raten von bis zu 150 Mbit pro Sekunde bedeutet, in nicht entsprechend ausgebauten Gebieten bleiben dank HSPA+ immerhin 42,2 Mbit übrig. Abseits von Mobilfunknetzen wird Dual-Band-WLAN nach ac-Standard ebenso geboten wie Bluetooth 4.0 und NFC. Wer Daten per Kabel übertragen will, muss sich mit dem üblichen, aber mittlerweile veralteten Micro-USB-2.0-Port begnügen. Probleme bei Sprach- oder Datenverbindungen traten im Test nicht auf, einzig das WLAN-Modul erwies sich als vergleichsweise empfangsschwach - Abbrüche oder ähnliches konnten jedoch nicht festgestellt werden. Die Gesprächsqualität beim Telefonieren rangiert im oberen Mittelfeld, vor allem aufgrund der effektiven Beseitigung von störenden Nebengeräuschen.

Schon seit dem Start der Lumia-Reihe eine Klasse für sich sind die Gehäuse der Smartphones. Nokia ist es hier gelungen, ein ganz eigenes einheitliches Design zu entwickeln und dabei dennoch jedem Modell eine eigenständige Linie zu spendieren. Auf den ersten Blick fällt das Lumia 930 deutlich eckiger als seine Vorgänger auf, was am neuen Aluminium-Rahmen liegt. Dieser bildet einen angenehmen Kontrast gegenüber Vorder- und Rückseite, die im Falle des Testmuster in einem knalligen Orange daherkommt und wie üblich aus Polycarbonat besteht; alternativ stehen auch Grün, Weiß und Schwarz zur Verfügung. Insgesamt bringt es das Gehäuse auf 137,0 x 71,0 x 9,8 mm und 167 g, womit Nokia die Tradition des hohen Gewichts fortführt. In der Hand macht sich dies schnell bemerkbar, vor allem im direkten Vergleich mit anderen Smartphones der 5-Zoll-Klasse. Dennoch lässt sich das Lumia 930 gut halten, die Bedienung mit nur einer Hand ist aber nicht möglich - auch wenn die drei Tasten für Standby, Lautstärke und Kamera griffgünstig am rechten Rand platziert sind.

Erstklassig verarbeitetes, aber großes und schweres Gehäuse aus Polycarbonat und Aluminium

Erstklassig verarbeitetes, aber großes und schweres Gehäuse aus Polycarbonat und Aluminium

In Sachen Ergonomie schneidet das Gerät aber dennoch allenfalls mittelmäßig ab. Grund hierfür ist vor allem der verschwenderische Umgang mit der Frontfläche, die nur zu etwa 65 Prozent vom Display eingenommen wird; die Spitzenreiter erreichen hier gut 75 Prozent. Dafür gibt es hinsichtlich er Verarbeitungsqualität und Materialanmutung nichts zu kritisieren. Alle Bauteile sind ohne unterschiedliche Spaltmaße zusammengefügt und bieten eine angenehme Oberfläche. Gut gelöst hat man die Aufnahme der Nano-SIM. Denn der entsprechende Träger kann ohne Werkzeug herausgezogen werden.

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