TEST

Acer Switch Alpha 12 im Test

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Dünnes Gehäuse und ein Core i ohne Lüfter? Dieser Herausforderung hat Acer sich mit dem im April vorgestellten Switch Alpha 12 angenommen. Gleichzeitig soll das neue Modell gegen Konkurrenten wie Microsofts Surface Pro antreten. Ob das das Unterfangen unmöglich macht und warum das 2-in-1 nichts für so manchen Neurotiker ist, zeigt der Test.

Um möglichst einen weiten Preisbereich abzudecken und damit vielen potentielle Kunden anzusprechen, sind hierzulande vorerst acht Konfigurationen vorgesehen. Das wirkt zunächst unübersichtlich, tatsächlich unterscheidet Acer aber schon zwischen Windows 10 Home und Windows 10 Pro.

Weit mehr Auswirkungen dürften die anderen Punkte haben. Core i5 oder Core i7? 4 oder 8 GB? 128 oder 256 GB große SSD? Und dann bleibt da noch die Frage nach dem Stylus. Der gehört nicht in allen Fällen zum Lieferumfang, so wie bei der für den Test zur Verfügung gestellten Testversion NT.GDQEG.004 (SA5-271-56HM), für die derzeit etwa 770 Euro verlangt werden.

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Display mit kleineren Schwächen

Ob Acer sich aufgrund des Kühlkonzepts für ein 12 Zoll großes Display entschieden hat, dürfte eine unbeantwortete Frage bleiben. Klar ist hingegen, dass das Switch Alpha 12 mit dieser Diagonale kein echter Exot im Bereich der 2-in-1-Rechner ist. Samsungs Galaxy TabPro S bringt es auf das gleiche Maß, Dells XPS 12 und Microsofts Surface Pro 4 fallen nur wenig größer aus. Generell scheint sich der 12-Zoll-Bereich einer wachsenden Beliebtheit bei den Herstellern zu erfreuen, ermöglicht er doch kleinere Gehäuse als bei 13 Zoll bei nur geringfügig kleinerer Arbeitsfläche. Eine Ausnahme bleibt hier natürlich das XPS 13, mit dem Dell noch immer eine exklusive Position innehat.

Ob es bei 12 Zoll aber wirklich 2.160 x 1.440 Pixel sein müssen, ist eine Geschmacksfrage. Unstrittig ist, dass das Switch Alpha 12 Inhalte dadurch ausreichend scharf darstellt. Ansonsten pendelt das von Panasonic gefertigte IPS-Panel zwischen gut und befriedigend. Die maximale Helligkeit von 353 cd/m² ist ausbaufähig – vor allem, wenn es um den Einsatz im Freien geht. Die durch den Touchscreen bedingt spiegelnde Oberfläche erschwert die Ablesbarkeit, selbst bei maximaler Einstellung kann die Hintergrundbeleuchtung dies zu oft nicht vollständig kompensieren. Immerhin fällt die Ausleuchtung mit 88 % sehr homogen aus, Helligkeitsunterschiede sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen.

Helligkeit und Kontrast des Displays könnten besser sein, die Auflösung reicht aus
Helligkeit und Kontrast des Displays könnten besser sein, die Auflösung reicht aus

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Der geübte Nutzer könnte hingegen den Blaustich wahrnehmen. Mit durchschnittlich gut 7.500 Kelvin ist die Farbtemperatur viel zu kühl gewählt, was die ansonsten gute Farbdarstellung etwas beeinträchtigt. Luft nach oben gibt es aber auch beim Kontrast. Dessen Verhältnis liegt bei nur 720:1, was den Einsatz in hellen Umgebungen nicht unbedingt erleichtert.

An der Bedienung gibt es hingegen nichts zu kritisieren. Der Touch-Sensor arbeitet präzise und erkennt bis zu zehn Eingaben gleichzeitig. Auf Wunsch kann auch zum Active Pen gegriffen werden, der im Falle der Einstiegskonfiguration aber zusätzlich erworben werden muss.

Anschlussvielfalt nur mit Dock

Unberührt von der genauen Konfiguration bleiben die Schnittstellen. Steckergebundenes Zubehör findet Platz an einem USB-3.0-Port oder einer Typ-C-Buchse, hinter der sich USB 3.1 Gen 1 verbirgt. Zusätzlich steht die obligatorische Audio-Buchse parat, ebenso können microSD-Karten genutzt werden.

Für diejenigen, die mit den Ports nicht auskommen, bietet Acer ein separat erhältliches WiGig-Dock an. Darüber stehen vier weitere USB-Anschlüsse (dreimal USB 3.0, einmal USB 3.1 Gen 1 Typ-C), je einmal VGA, HDMI, DisplayPort, Audio und Gigabit-Ethernet zur Verfügung. Zusätzlich beherrscht das etwa 300 Euro teure Dock den WiGig-Standard 801.11ad, über den sich beispielsweise kompatible Displays ansteuern lassen.

Acer verzichtet auf Thunderbolt 3 und bietet lediglich USB 3.0 und 3.1 Gen 1 Typ-C
Acer verzichtet auf Thunderbolt 3 und bietet lediglich USB 3.0 und 3.1 Gen 1 Typ-C

Allerdings wird das Dock nicht über den Standard mit dem Switch Alpha 12 verbunden, hier muss ein simples Kabel genügen. Denn mehr als ac-WLAN und Bluetooth 4.0 beherrscht das Gerät auf Seiten der drahtlosen Übertragung nicht.

Zum weiteren Umfang gehören Stereo-Lautsprecher und zwei Kameras. Die Boxen sind auf der Front zwischen oberer Display-Kante und Rahmen untergebracht und erreichen einen ausreichend hohen Pegel. Mittlere und vor allem tiefe Frequenzen könnten ausgeprägter sein, ab einem Pegel von etwa 70 % treten zudem erste Verzerrungen auf. Für einen Platz leicht oberhalb des Durchschnitts reicht es akustisch trotzdem.

Der Kartenleser versteht nur auf microSD und versteckt sich hinter dem Standfuß
Der Kartenleser versteht nur auf microSD und versteckt sich hinter dem Standfuß

Die Kameras sind mehr Alibilösung statt Bereicherung. Auf der Front wartet ein Sensor mit 2 Megapixeln, der bei ausreichender Beleuchtung für Video-Chats ausreicht, auf der Rückseite sind es 5 Megapixel. Auch in Hinblick auf Blende f2.0 sollten brauchbare Aufnahmen möglich sein. Mehrere Testfotos am helllichten Tag fielen jedoch unscharf und blass aus. Allenfalls darf man also mit Schnappschussqualität rechnen.

Das übliche Tastatur-Dock

Das zum Lieferumfang gehörende Tastatur-Dock wird magnetisch arretiert und hält über Kontakte elektrisch Verbindung mit dem System. Möglich sind zwei Anstellwinkel: Flach auf dem Tisch oder einer anderen Oberfläche aufliegend sowie etwa 10 bis 15°. Hierfür wird der hintere Teil der Tastatur einfach per Magnet am unteren Ende der Front befestigt - Microsofts Type Cover lässt grüßen.

Das Touchpad ist präzise, aber wie bei fast allen Geräten dieser Klasse zu klein
Das Touchpad ist präzise, aber wie bei fast allen Geräten dieser Klasse zu klein

Die Tasten weisen die Acer-typische Anordnung und Beschriftung auf, Probleme gibt es dementsprechend nicht; auch die üblichen Sonderfunktionen sind hinterlegt. Druckpunkt und Hub sind gut gewählt, das Tippgefühl weitestgehend knackig. Einzig die Leertaste wirkte im Test minimal weicher abgestimmt. Wer sich nach der Vorstellung des Switch Alpha 12 die Hoffnung gemacht hat, die gezeigte Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung würde es auch nach Deutschland schaffen, dürfte aber enttäuscht sein. Denn dem Testmuster folgend fehlt dieses Feature.

Gewöhnungsbedürftig ist die Nutzung des Touchpads. Wie bei 2-in-1s dieser Größenordnung üblich, fällt die Fläche mit 95 x 52 mm klein aus. Dafür sind Gleiteigenschaften und Erkennungsrate gut, ähnliches gilt für Druckpunkt und Hub der beiden integrierten Tasten. Leider verzichtet Acer auf die optische Unterteilung beider.

Hub und Druckpunkt der Tastatur sind gut, die in Aussicht gestellte Beleuchtung fehlt
Hub und Druckpunkt der Tastatur sind gut, die in Aussicht gestellte Beleuchtung fehlt

Wer sich für ein Modell mit Active Pen entscheidet oder diesen nachträglich erwirbt, kann ihn mithilfe der links am Dock eingebauten Schleife sichern. Wird der Rechner nicht genutzt, fungiert das Dock - wie üblich - auf Wunsch als Display-Schutz.

Gutes Gehäuse mit fehlender Symmetrie

Wer einen kleinen Mr. Monk in sich trägt, braucht über die Anschaffung des Switch Alpha 12 nicht weiter nachdenken. Denn zwei kleine Details sorgen dafür, dass das Gehäuse „unrund“ wirkt.

Das erste betrifft den Rand rund um das Display. Ausgegangen vom Landscape-Modus, für den das Gerät ausgelegt ist, misst der Rand oben und unten jeweils 15 mm, links 16 mm und rechts 20 mm. Dabei sind es vor allem die letzten beiden Werte, die das Auge irritieren. Zunächst denkt der Betrachter, er könne nicht richtig sehen, das Maßband schafft aber Gewissheit. Warum Acer sich für diese Asymmetrie entschieden hat, ist unklar. Ein vorstellbarer Grund sind die auf der rechten Seite platzierten Anschlüsse.

Beim Design geht Acer keine Experimente ein, die Asymmetrie irritiert
Beim Design geht Acer keine Experimente ein, die Asymmetrie irritiert

Die zweite Abweichung betrifft die Frontkamera. Auch hier mögen beim ersten Blick Zweifel an der eigenen Sehfähigkeit aufkommen, aber auch hier legt man keinen Wert auf Symmetrie. Über den Grund kann nur spekuliert werden.

Stört man sich an derartigen Details nicht, kann man das Gehäuse in weiten Teilen genießen. Acer setzt auf viel Aluminium, das gut verarbeitet wurde und für einen optisch sowie haptisch wertigen Eindruck sorgt. Ohne Tastatur-Dock bringt es der Rechner auf 292,1 x 201,4 x 9,5 mm, was angesichts des verbauten Prozessors und der Kühlung wenig ist; mit Dock sind es im geschlossenen Zustand 6,4 mm mehr in der Dicke.

Das Gehäuse des Switch Alpha 12 besteht aus Aluminium, Haptik und Verarbeitung gefallen
Das Gehäuse des Switch Alpha 12 besteht aus Aluminium, Haptik und Verarbeitung gefallen

Das Design bewegt sich zwischen nüchtern und modern, das einzige optische Highlight ist der integrierte Standfuß. Der lässt stufenlos Aufstellwinkel von 0 bis 165° zu und findet dank eines Gummiüberzugs auch auf rutschigen Oberflächen genügend Halt. Die Handhabung ist einfach, zwei kleine Aussparungen am Rahmen machen das leichte Ausklappen möglich.

Aber auch die generelle Bedienung überzeugt. Am oberen linken Rand hat Acer alle Tasten (Standby, Lautstärke, Windows) untergebracht, auf der gegenüberliegenden Seite warten die physischen Anschlüsse. Wer häufiger Gebrauch vom microSD-Slot macht, könnte sich lediglich an dessen Positionierung stören. Denn den hat man am rechten unteren Ende verbaut, womit er nur bei ausgeklapptem Standfuß zu erreichen ist.

Der integrierte Standfuß erlaubt Winkel von bis zu 165°
Der integrierte Standfuß erlaubt Winkel von bis zu 165°

Zu guter Letzt gibt es dann noch eine gerade noch gute Note für das Gewicht. In der Tasche macht sich das Switch Alpha 12 mit etwa 900 g kaum bemerkbar, mit Dock sind es 1,2 kg. Zwar übertrifft man damit leicht das Surface Pro 4 oder Galaxy TabPro S, an dieser Stelle erfolgt aber wieder der Verweis auf das Kühlsystem.

Quellen und weitere Links

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