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LG G Flex 2

Die günstige Alternative im Kurztest

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Großes und scharfes Display, schneller SoC, gut ausgestattete Kamera, günstig: Wer anhand dieser Kriterien ein Smartphone sucht, landet meist bei einem Gerät der letzten oder gar vorletzten Generation. Doch mit ein wenig Recherche lässt sich auch so mancher Geheimtipp finden. Um einen solchen könnte es sich beim LG G Flex 2 handeln. Denn seit dem Verkaufsstart im März kannte der Preis nur eine Richtung: Steil nach unten. Sollte man deshalb zugreifen?

Wirklich überraschend ist die Entwicklung aber nicht, wie beispielsweise das G3 aus gleichem Hause zeigt. Auch hier ähnelte die Preisentwicklung eher einem Sturzflug, was das Smartphone für viele umso interessanter machte und noch immer macht. Bei G Flex 2 wurden analog dazu aus den 650 Euro, die man zum Verkaufsstart aufrief, inzwischen nur noch etwa 380 Euro. Zum Vergleich: Das zu einem ähnlichen Zeitpunkt auf den Markt gekommene HTC One M9 sank von 750 auf 560 Euro. Für Verbraucher spielen die Gründe für einen derartigen Preisverfall oftmals nur dann eine Rolle, wenn Schwächen dafür verantwortlich sind. Diese offenbart aber zumindest das Datenblatt nicht.

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Der erste Snapdragon 810

Zu nennen ist hier vor allem Qualcomms Snapdragon 810. Im G Flex 2 wurde der SoC, der auch aktuell noch das schnellste Modell der Chip-Schmiede ist, zum ersten Mal verbaut und sorgte auch hier für Diskussionen. Denn früh wurde darüber spekuliert, ob der SoC ein Hitzeproblem hat. Erst wurde dies von allen Seiten dementiert, dann wurden die ersten Updates verteilt und als bislang letzte Maßnahme wurden kleinere Veränderungen vorgenommen, die in Revision 2.1 des Chips resultierten. Der Blick auf die Leistungsdaten zeigt jedoch, dass das G Flex 2 noch immer mit den Problemen zu kämpfen hat.

Denn die insgesamt acht CPU-Kerne – je viermal Cortex-A53 und -A57 – sowie die GPU vom Typ Adreno 430 schneiden hier teils deutlich schlechter als beispielsweise im One M9 ab. Selbst dem eigentlich schwächeren Snapdragon 808, der im G4 steckt, ist man in vielen Benchmarks unterlegen. Mit fast 23.000 Punkten im 3DMark (Ice Storm Unlimited), gut 5.300 Punkten im PCMark oder mehr als 42.000 Punkten in AnTuTu muss sich das Smartphone aber nicht verstecken. Es reicht zwar nicht für die Spitze, im oberen Viertel spielt das Gerät aber mit. Ärgerlich ist lediglich, dass die Leistung unter hoher Last spürbar einbricht – in grafisch anspruchsvollen Spielen fällt dies besonders auf.

Unter Last schwankt die Leistung sichtbar

Unter Last schwankt die Leistung sichtbar

Eine Mitschuld an der im Vergleich geringeren Leistung gegenüber der Oberklasse-Konkurrenz trägt aber auch die Entscheidung, das G Flex 2 nur mit 2 GB RAM auszustatten. Zwar kommen auch hier die schnellen LPDDR4-Chips zum Einsatz, im Vergleich mit dem G4 oder dem Galaxy S6 wirkt das Smartphone beim Wechseln zwischen speicherintensiven Applikationen mitunter träge. Bei der Darstellung der Systemoberfläche oder beim Browsen fällt dies aber nicht auf, hier gibt sich das Gerät keine Blöße.

Vollausstattung

Ähnlich sieht es bei der restlichen internen Ausstattung aus – hier bewegt sich das G Flex 2 klar auf dem Niveau der üblichen Oberklasse-Kandidaten. Das LTE-Modem unterstützt Cat 6 mit bis zu 300 Mbit pro Sekunde im Downstream, das WLAN-Modul arbeitet gemäß 802.11ac in Netzen mit 2,4 und 5,0 GHz, zudem stehen Bluetooth (4.1), NFC und Infrarot zur Verfügung. Der interne Speicher fasst 16 GB, mehr Platz lässt sich mittels microSD-Karte schaffen; LG verspricht die Unterstützung von bis zu 2 TB großen Karten.

Kleinere und schärferes Display

Wer die erste Generation des G Flex kennt, wird unmittelbar auf den größten Unterschied stoßen. Denn LG hat das Display entgegen dem üblichen Prozedere verkleinert. Statt 6,0 stehen in der Diagonale nur noch 5,5 Zoll zur Verfügung. Gleichzeitig nahm man sich einem der größten Kritikpunkte an und erhöhte die Auflösung. Damit kommt das G Flex 2 nun auf 1.920 x 1.080 Pixel, was in einer Bildpunktdichte von 403 ppi resultiert. Zwar fällt man damit hinter dem G4 oder Galaxy S6 zurück. Für den Alltag reicht dies aber mehr als aus – auch so werden Schriften und andere feine Elemente scharf dargestellt. Einbußen müssen jedoch aufgrund der Pentile-Matrix in Kauf genommen werden. Die hierfür typischen Ausfransungen sind jedoch nur bei sehr genauem Hinschauen – und selbst dann nicht immer – zu erkennen.

Im Freien stößt das Display schnell an seine Grenzen

Im Freien stößt das Display schnell an seine Grenzen

Es ergibt sich aber auch ein Vorteil: Denn weniger Pixel bedeuten auch eine bessere Laufzeit, dazu jedoch später mehr. Unverändert geblieben ist die verwendete Panel-Art. Denn auch beim G Flex 2 vertraut LG auf die P-OLED-Technik, was sich unter anderem in einem exzellenten Kontrastverhältnis bemerkbar macht – Schwarz ist wirklich Schwarz.

Allerdings offenbart das Panel aber auch zwei Schwächen. So erreicht das Display lediglich eine Maximalhelligkeit von 312 cd/m², zudem weisen weiße Inhalte eine Farbtemperatur von über 8.500 Kelvin auf. Für den Betrachter bedeutet dies einen leicht grün-bläulichen Stich.

Rundes Gehäuse mit Magie

Aber nicht nur beim Display hat LG im Vergleich zur ersten Generation Veränderungen vorgenommen, auch das Gehäuse wurde von Grund auf neu gestaltet. Zwar blieb das Konzept grundsätzlich unangetastet, man setzt nun aber nicht nur auf einen Radius. Stattdessen kommen diverse Biegungen zum Einsatz, um das Smartphone besser als den Vorgänger an Hand und Kopf anzupassen: Beim Display bleibt es bei 700 mm, auf der Rückseite reicht die Bandbreite von 400 mm in der Horizontalen bis hin zu 650 mm in der Vertikalen – ausgehend vom Portrait-Modus. Dadurch wirkt das G Flex 2 abermals runder, liegt aber wie versprochen auch besser in der Hand. Zudem wirkt es optisch gefälliger.

Markant: LG setzt auf Radien zwischen 450 und 700 mm

Markant: LG setzt auf Radien zwischen 450 und 700 mm

Allerdings bleibt LG auch bei der Zweitauflage dabei, dass es sich bei der Form nicht um eine Spielerei handelt. Denn durch das gebogene Display und Gehäuse soll der Nutzer von einen höheren Gesprächsqualität beim Telefonieren und einer besseren Darstellung von Videos profitieren. Ersteres lässt sich dabei bereits nach wenigen Minuten bestätigen. Denn bedingt durch die Form liegt das Primär-Mikrofon dichter am Mund des Nutzers. Im Zusammenspiel mit dem zweiten, an der oberen Kante untergebrachten Mikrofon ergibt sich daraus eine sehr effektive Unterdrückung von störenden Nebengeräuschen. Ob man aber auch bei Videos im Vorteil ist, soll an dieser Stelle nicht bewertet werden. Denn ähnlich wie bei Curved-Fernsehern gibt aus hier Pro und Contra.

Überarbeitet hat LG aber auch die „Selbstheilungskräfte“ des Gehäuses. Denn beim ersten G Flex stellte sich schnell heraus, dass winzige Kratzer zwar tatsächlich nach einiger Zeit verschwanden, die Versprechungen konnte das Gerät aber nicht ganz erfüllen. Beim zweiten Modell soll alles nun besser und vor allem schneller vonstattengehen. Im Test wurden kleinere Beschädigungen tatsächlich in weitaus weniger Zeit „repariert“, grobe Kratzer und ähnliches dürften jedoch bestehen bleiben.

Die Optik der Rückseite kennt man mittlerweile

Die Optik der Rückseite kennt man mittlerweile

Abseits von Radien und Selbstheilung hinterlässt das Gehäuse einen guten Eindruck. Das Äußere ist gut verarbeitet und wirkt trotz des Einsatzes von glattem Kunststoff sehr hochwertig. Sieht man einmal von den Biegungen ab, gleicht das Design dem des G3 und G4 – das G Flex 2 ist entsprechend klar als LG-Smartphone zu erkennen.

Dies liegt vor allem an den rückwärtig untergebrachten Tasten, die der Ergonomie zugutekommen. Denn selbst mit kleinen Händen lassen sich die Taten problemlos erreichen. Im Gegenzug reichen aber selbst die längsten Finger nicht aus, um das 149,1 x 75,3 x 9,4 mm große Smartphone mit nur einer Hand zu bedienen. Ein Grund hierfür: Das Display nimmt nur gut 74 % der Front ein. Mit 152 g fällt es für ein Gerät dieser Größe in der Tasche nicht übermäßig auf.

Quellen und weitere Links

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