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Dell Venue 11 Pro im Test

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Nimmt man die Zahl der Neuheiten als Maßstab, so ist Windows 8 vor allem im Tablet-Bereich ein voller Erfolg. Fast alle namhaften Hersteller haben zumindest ein Modell im Angebot, als Wachstumsmotor offenbart sich dabei derzeit vor allem das Segment unterhalb von 10 Zoll. Mit dem Venue 11 Pro geht Dell aber einen anderen Weg.

Denn mit dem 10,8 Zoll großem Display bieten die Texaner nicht nur mehr Bildfläche, sondern auch mehr Möglichkeiten. Eine falsche Strategie muss das nicht sein, denn für all diejenigen, die es eine Nummer kleiner mögen, bietet man mit dem Venue 8 Pro ein Tablet an, das im Test überzeugen konnte - vor allem aufgrund des attraktiven Preises. Das Venue 11 Pro fällt hingegen deutlich teurer aus. Los geht es mit 479 Euro, je nach Konfiguration können auf der Rechnung aber auch 699 oder 799 Euro stehen. Für das Testmodell, das derzeit noch nicht im Online-Shop gelistet ist, werden hingegen 869 Euro fällig. Dafür erhält der Käufer allerdings auch Technik, die man eher in einem Ultrabook als einem Tablet erwarten würde. Nicht nur deshalb haben wir uns deshalb dazu entschieden, das Venue 11 Pro anders als das kleinere Schwestermodell nicht als Tablet, sondern als Notebook zu testen. Auch die Zubehörliste spielte dabei eine Rolle. Denn spätestens im Zusammenspiel mit der Mobil-Tastatur wird aus dem Probanden ein beinahe waschechter Windows-Mobilrechner.

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Beschränkt man sich auf das Tablet selbst, gibt es keine optischen Überraschungen. In der Frontalen unterscheidet sich das Gerät nicht von anderen Tablets, dem geübten Auge fällt allenfalls das im Vergleich zu den meisten anderen Modellen der 10-Zoll-Klasse größere Display auf. Und auch von der Seite betrachtet, gibt es nur wenig Spektakuläres zu sehen. Am linken Rand warten eine Audio-Buchse und ein USB-3.0-Port auf ihre Nutzung, zudem lässt sich hier die Lautstärke der ebenfalls seitlich untergebrachten Stereo-Lautsprecher regulieren. Rechts hingegen stehen ein HDMI-Ausgang und ein microSD-Schacht zur Verfügung, der Standy-Schalter ebenfalls. Um 90 Grad gedreht zieht der Docking-Mechanismus, der wenig überraschend unten angebracht ist, Blicke auf sich, am oberen Rand gilt gleiches für gleich vier mit Mesh-Elementen verkleidete Öffnungen; auf deren Daseinsberechtigung soll aber später eingegangen werden.

Überraschung auf der Rückseite

Ebenfalls einen gewohnten Anblick bietet die Rückseite, wäre da nicht eine kleine Einkerbung. Diese ermöglich das Entfernen des rückwärtigen Gehäuseteils und gewährt Zugriff auf verschiedene Komponenten des Venue 11 Pro. Nicht nur der Akku kann auf diesem Wege getauscht werden, auch WLAN-Modul - entsprechend dem ac-Standard mit Dual-Band-Tauglichkeit - und SSD sind so tauschbar. Mit dieser Möglichkeit hebt man sich nicht nur von fast allen anderen Tablets ab, auch die meisten Ultrabooks erlauben derart tiefe Eingriffe nicht. Nicht wechselbar, aber ebenfalls hier vorzufinden ist das Mobilfunkmodem, das HSPA+, jedoch kein LTE unterstützt. Für den Nutzer unsichtbar, aber dennoch da sind die beiden Funktechniken Bluetooth - in Version 4.0 - und NFC. Etwas enttäuschend: Die beiden verfügbaren Tastatur-Docks bieten keine weiteren Schnittstellen.

Ein seltener Anblick bei Tablets: Akku, SSD und WLAN-Modul können getauscht werden
Ein seltener Anblick bei Tablets: Akku, SSD und WLAN-Modul können getauscht werden

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An der Verarbeitung des Tablets gibt es nichts auszusetzen. Alle Spaltmaße, selbst auf der Rückseite, sind einheitlich, die Tasten sind sauber eingefügt und haben kein unnötiges Spiel. In Sachen Haptik gibt sich Dell ebenfalls keine Blöße. Dass das Gehäuse des Venue 11 Pro aus Kunststoff gefertigt ist, kann man auf den ersten Blick weder sehen noch beim ersten Anfassen ertasten. Da die Rückseite leicht gummiert ist, liegt das Tablet zudem sicher in der Hand, mit knapp 800 g fällt es jedoch vergleichsweise schwer aus.

Zwei Docks für unterschiedliche Einsatzzwecke

Weiter gesteigert wird das Gewicht, falls eins der beiden Tastatur-Docks genutzt wird. Ähnlich wie bei Microsofts Surface gibt es zwischen diesen deutliche Unterschiede. Das 315 g wiegende und knapp 4 mm dünne Slim-Modell ist nur wenige Millimeter hoch und bietet im geschlossenen Zustand auch Schutz für die Rückseite des Tablets. Wird dieses hingegen verwendet, kann der Deckel als Stütze für das Venue 11 Pro verwendet werden, der Aufstellwinkel lässt sich allerdings nicht variieren. Entsprechend der flachen Bauweise fällt der Hub der Tasten mit 0,2 mm sehr gering aus. Durch den vergleichsweise harten Druckpunkt vermittelt die Tastatur ein eher hartes Schreibgefühl, zumindest in der Anfangszeit sind Vertipper keine Seltenheit. Auf eine Hintergrundbeleuchtung im Stile des Microsoft Touch Cover 2 muss man verzichten. Die Verbindung zwischen Dock und Tablet erfolgt über insgesamt acht elektrische Kontakte und zwei magnetische Stifte, die für einen sicheren Halt sorgen.

Das Slim-Dock: Geringes Gewicht, aber Tastatur mit Komfortschwächen
Das Slim-Dock: Geringes Gewicht, aber Tastatur mit Komfortschwächen

Die eher an das Type Cover 2 erinnernde Mobil-Tastatur bietet hingegen eine mechanische Verbindung und gleich zwölf elektrische Kontakte. Der Grund hierfür: Im Innern des Docks ist ein 28 Wh fassender Akku verbaut, der seine Ladung auf diesem Wege an das Tablet weiterleitet und empfängt; bei Nichtbenutzung des Docks kann es über eine eigene Micro-USB-Schnittstelle geladen werden. Durch den integrierten Energiespeicher fällt das Dock deutlich dicker aus, die rund 9 mm ermöglichen jedoch auch einen höheren Tastenhub. Mit 1,5 mm fällt dieser zwar immer noch geringer als bei den meisten Notebooks aus, der Schreibkomfort ist allerdings deutlich höher als beim Slim-Dock. Leider ist der Druckpunkt jedoch nicht so knackig, wie man ihn von Dell gewohnt ist, für längere Texte reicht es aber dennoch aus. In beiden Fällen ohne größere Schwächen schneidet das Touchpad ab. Zwar fällt es mit jeweils 90 x 45 mm etwas zu klein aus, Befehle werden aber präzise erkannt. Zudem bieten die integrierten Tasten einen guten Druckpunkt und Hub.

Das Mobil-Dock: Zweiter Akku, aber keine weiteren Schnittstellen
Das Mobil-Dock: Zweiter Akku, aber keine weiteren Schnittstellen

Dass das Dock keine zusätzlichen Schnittstellen, beispielsweise einen USB-Port bietet, wurde bereits erwähnt, weitere Kritikpunkte sind das Gewicht von annähernd 800 g sowie die auch hier fehlende Hintergrundbeleuchtung. Dennoch: Wer unterwegs mehr als nur kurze E-Mails verfassen will, sollte zum Mobil-Dock greifen - auch, da der Aufstellwinkel frei gewählt werden kann. Mit knapp 210 Euro fällt es allerdings deutlich teurer als die Slim-Variante - die etwa 140 Euro kostet - aus. Zu bedenken ist aber: Tablet und Mobil-Dock bringen es zusammen auf 1,6 kg und übertreffen damit so manches Ultrabook.

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