TEST

Thermaltake Berlin Pro RGB 650W im Test

Mehr Schein als Sein - Thermaltake Berlin Pro RGB 650W - Äußeres und Technik

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Das Thermaltake Berlin Pro RGB 650W ist eines der Netzteile, welche sich durch eine besondere Optik von der Konkurrenz abheben wollen, wozu sicher auch ein auffälliger Karton gehört.

Auf der Kartonvorderseite hat Thermaltake die werbewirksamen Infos untergebracht. So werden unter anderem der RGB-Lüfter, die 80-PLUS-Bronze-Effizienz, die fünfjährige Herstellergarantie und der japanische Kondensator erwähnt. Und ja, bei letzterem ist die Einzahl korrekt gewählt, denn nur der Primärkondensator ist von einer japanischen Marke. 

Der Lieferumfang beim Berlin Pro ist der Einstiegsklasse angemessen. Neben Netzkabel und Schrauben finden sich noch ein kleines Falthandbuch in dem Karton.

Das Berlin Pro RGB 650W kommt in seiner äußeren Erscheinung aber durchaus "sexy" daher. Das anthrazitfarben beschichtete Stahlblechgehäuse ist mit 140-mm-Länge angenehm kompakt. Die abgerundeten Längskanten des Gehäuses heben es vom Standard-Design ab und verpassen dem Berlin Pro RGB einen hochwertigen Look, wozu aber auch die gleich ausgeführten Lochgitterflächen an Deckel und Außenseite beitragen.

Die Innenseite ist aufgrund des fehlenden modularen Kabelmanagements eher schlicht, aber das ist bei diesen Modellen normal. Einzig der Kabelbinder, welcher den Kabelstrang knapp außerhalb der Kabeldurchführung noch einmal fixiert, fällt hier optisch etwas auf.

Auf der Außenseite befinden sich Netzbuchse und -schalter sowie das Bedienelement für die RGB-Beleuchtung. Das Berlin Pro RGB 650W hat keinen Weitbereichseingang und ist daher nur für den Einsatz an 230-V-Stromnetzen geeignet.

Das Thermaltake Berlin Pro RGB 650W ist ein Single-Rail-Netzteil, d.h. es verfügt über eine einzelne 12-V-Schiene. Diese ist nominal mit 48 A und einer maximalen Ausgangsleistung von 576 W angegeben. Die Diskrepanz zwischen diesem Wert und der nominalen Gesamtleistung von 650 W lässt schon erkennen, dass hier keine Plattform mit DC-DC-Technik zum Einsatz kommt, sondern stattdessen ein einfacheres gruppenreguliertes Design Verwendung findet, bei dem die Ausgangsspannungen nicht komplett unabhängig voneinander geregelt werden können. Für Standardsysteme ist diese Variante aber meist ausreichend. Die Nebenspannungen sind mit 23 A auf 3,3 V und 17 A auf 5 V angegeben, bei einer kombinierten Last von 110 W.

Die verwendete Plattform hat große Ähnlichkeit mit dem Design, welches auch schon in der länger erhältlichen German-Series-Modellen (ohne RGB) zu finden ist und stammt daher vermutlich ebenfalls vom Auftragsfertiger CWT. Interessant ist auch, dass die Platine unseres Samples einen Zeitstempel aus November 2015 trägt. Insgesamt lässt sich wohl daher sagen, dass beim Berlin Pro RGB 650W bewährte Technik zum Einsatz kommt.

Der auf der Verpackung erwähnte japanische Kondensator ist der Primärkondensator, der von Rubycon stammt und mit einer Kapazität von 390 uF und einer Spannungsfestigkeit 420 V spezifiziert ist. Er hat zwar nur ein Temperatur-Rating von 85 °C, was aber bei einem relativ frei stehenden Primärkondensator in einem 650 W starken Netzteil in Ordnung geht. Die im Sekundärbereich verbauten Elektrolytkondensatoren stammen von der taiwanesischen Marke ChengX und weisen ein 105-°C-Rating auf. Da sich langsam schon abzeichnet, dass Thermaltake für den RGB-Part an anderen Stellen sparen musste, ist zumindest die Kondensatorauswahl als angemessen zu bezeichnen.

Zuletzt noch das Thema Schutzschaltungen, bei dem das Berlin Pro RGB 650W leider durchfällt, denn Thermaltake hat leider keine Überstrom-Schutzschaltungen (OCP) und vermutlich auch keine Kurzschlussschutzfunktionen (SCP) verbaut. Eine OTP wird dann vermutlich auch nicht mit an Bord sein, zumal sie auch nicht erwähnt wird.

Auf beiden Nebenspannungen konnten wir weder einem Dauerlaststrom von 40 A noch der Kurzschluss-Testfunktion unserer Chroma eine Abschaltung auslösen. Wobei das nicht ganz korrekt ist, denn nach längerer Zeit Überlast auf 3,3 V sackt die Spannung langsam so weit ab, dass irgendwann die Unterspannungsabschaltung (UVP) auslöst. So ab 28 A begann die Spannung kontinuierlich langsam immer weiter abzusacken. Dank des einfachen Gruppenregulierungverfahrens werden bei Überlastungen bzw. asymetrischen Belastungen auch häufig die anderen Spannungen aus der Bahn geworfen. Bei geringer Last auf 12 V und 40 A auf 5 V erreicht die 12V-Schiene dann auch mal 14,1 V. Das ist jetzt natürlich kein realistischer Anwendungsfall, aber zeigt die Schwächen dieser einfachen Technik.

Die 12-V-Schiene hat ebenfalls keinen Überlastungsschutz, abgesehen vom Spannungsabfall und der UVP vielleicht. Bei 70 A auf 12 V lief das Berlin Pro immer noch, nur die unter 10 V abgesackte Spannung begrenzte dann die Gesamtleistung. Erst bei 75 A führte der Spannungsabfall zu einer Abschaltung. Und eine direkte Schutzschaltung gegen eine gesamte Überlast (OPP) scheint das Berlin Pro ebenfalls nicht zu haben. Bei einer gut verteilten Last war nur zu beobachten, dass ab Gesamtleistung von ca. 820 W die Spannungen in den Keller rauschten, was dann nach einigen weiteren Sekunden die UVP hat auslösen lassen. Fazit ist aber, dass das Thermaltake Berlin Pro RGB 650W in Bezug auf die verwendete Technik nicht zu empfehlen ist, da es für de facto den gleichen Preis einfach bedeutend umfangreicher ausgestattete Modelle auf dem Markt gibt.

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