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Ein Blick auf die WhatsApp-Alternative Threema

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Ein Blick auf die WhatsApp-Alternative Threema
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Am vergangenen Mittwoch gab Facebook die Übernahme des Instant-Messengers „WhatsApp“ bekannt. Rund 19 Milliarden US-Dollar ließ sich das soziale Netzwerk den Deal kosten – bei rund 450 Millionen aktiven „WhatsApp“-Nutzern sind das immerhin satte 42,22 US-Dollar pro Account bzw. funktionierender Handy-Nummer. Facebooks Datensammelwut ist vielen Internet-Nutzern schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Während ein Teil die Dienste bewusst nicht in Anspruch nimmt und alle Plugins der Plattform auf den verschiedensten Webseiten blockt, um Facebook nicht doch irgendeine Informationen über sich selbst zu verraten, ist ein anderer Teil da etwas offener, achtet jedoch ebenfalls stark darauf, welche Informationen mit wem geteilt werden und mit welchen Daten das soziale Netzwerk gefüttert wird. Nach der intensiven Berichterstattung über die mangelnde Privatsphäre und Datenschutz, nicht aber zuletzt wegen des NSA-Skandals dürften die eigenen Daten aber nur noch den wenigsten Internet-Nutzern völlig egal sein.

Nach dem Kauf von „WhatsApp“ durch Facebook scheint sich ein Teil der Nutzerschaft von der Messenger-App zu verabschieden. Während „Line“ weiter im asiatischen Bereich Vorreiter bleibt, zeichnen sich hierzulande „Threema“ und „Telegram“ als mögliche Alternativen ab – zumindest konnten beide Dienste in den letzten Stunden einen kräftigen Nutzeranstieg verbuchen. Wirft man allerdings einen Blick in die Kunden-Rezensionen, so könnte „Threema“ die Nase vorne haben und das obwohl „Telegram“ die höheren Download-Zahlen aufweisen kann, was aber wohl daran liegt, dass sich die App aus dem Android- und iOS-Appstore kostenlos herunterladen lässt. Vor allem die letzten Kunden-Rezensionen lesen sich eher negativ. „Threema“ sei sicherer, schöner und die beste Alternative zu „WhatsApp“, heißt es dort. Zudem gehöre „Telegram“ zu Vk.com und sei deswegen wie Facebook ein großer Datensammler. Viele kritisieren auch, dass für die Nutzung des Dienstes die eigene Handynummer angegeben werden muss, beim Konkurrenten „Threema“ ist die Angabe jedoch nur optional.

Wir werfen einen näheren Blick auf den „WhatsApp“-Konkurrenten „Threema“.

 

Installation und Einrichtung

Nach dem Download der etwa 9 MB großen Anwendung aus dem App-Store, muss der Instant-Messenger zunächst eingerichtet werden. Während bei „WhatsApp“ die Eingabe der eigenen Handy-Nummer samt Bestätigungscode zur Verifizierung genügt und anschließend nur noch das Telefonbuch abgeglichen werden muss, ist die Erstinstallation von „Threema“ deutlich umfangreicher. Nach dem ersten Start muss zunächst ein individuelles Schlüsselpaar erstellt werden. „Threema“ setzt im Gegensatz zu „WhatsApp“ auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der ein privater und öffentlicher Schlüssel erzeugt werden. Während ersterer auf dem eigenen Gerät verbleibt, dient der öffentliche Schlüssel zur Entschlüsselung der Nachrichten und ist für die Chatpartner vorgesehen. Die zu übertragenden Daten werden auf der Senderseite verschlüsselt und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt. Ein dritter Schlüssel soll das Schlüsselpaar zusätzlich absichern. Die beiden Schlüssel müssen zunächst generiert werden. Mittels Fingerbewegung erstellt die App aus zufälligen Zahlen und Buchstaben die individuellen Codes.

Danach spuckt die Anwendung die eigene ID aus. Sie soll die Echtheit der Benutzer bestätigen. Um sich mit anderen „Threema“-Nutzern austauschen zu können und sie in die eigene Kontaktliste zu packen, gibt es insgesamt drei Möglichkeiten. Die laut der Entwickler sicherste Methode ist es, den Kontakt persönlich anzutreffen und seine ID mittels QR-Code zu scannen. Handynummern oder E-Mail-Adressen müssen hierfür nicht angegeben werden. Etwas weniger sicher im Hinblick auf die Authentizität eines Nutzers ist die Synchronisation mit dem eigenen Adress-Buch. Dies setzt aber voraus, dass der Gegenüber seine E-Mail-Adresse oder Handynummer angegeben hat und man selbst seine ID mit den notwendigen Daten verknüpft. Die Informationen werden einmal täglich automatisch abgeglichen. Die unsicherste Methode ist hingegen die manuelle Eingabe einer ID, da hier unter Umständen nicht gewährleistet werden kann, ob die ID tatsächlich vom gewünschten Chatpartner stammt, wenn sie anonym über das Internet übermittelt wurde. Der Sicherheitsstatus wird später hinter jedem Kontakt in der Kontaktliste angezeigt.

Im nächsten Schritt kann die eigene E-Mail-Adresse und/oder Handy-Nummer angegeben werden. Zum Schluss muss man sich nur noch einen Nicknamen geben. Dieser wird beim Gegenüber in den Push-Benachrichtigungen angezeigt. Wer den Zugriff auf die App sichern möchte, kann in den Einstellungen von „Threema“ auch eine zusätzliche Passphrase einrichten, die bei jedem Start der Anwendung oder aber nach einem vorher festgesetzten Zeitfenster abgefragt wird. Alternativ lässt sich ein Häkchen setzen, dass nach zehn Fehlversuchen alle Daten in der App gelöscht werden.

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Funktionsumfang

Beim Funktionsumfang braucht sich „Threema“ nicht hinter dem Platzhirsch „WhatsApp“ zu verstecken. Auch über „Threema“ lassen Textnachrichten, Fotos und kleine Videos verschicken. Einzig die in „WhatsApp“ vor einigen Monaten eingeführte Push-to-Talk-Funktion gibt es nicht. Neben dem Chat mit einzelnen Personen lässt sich wie bei „WhatsApp“ ein Gruppenchat mit mehreren Teilnehmern starten. Während man bei „WhatsApp“ lediglich darüber informiert wird, ob die gesendete Nachricht an den Server übertragen wurde oder zumindest schon den Gegenüber erreicht hat, erfährt man bei „Threema“ auch, ob die Nachricht bereits gelesen wurde. Wie bereits erwähnt verfügt „Threema“ über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die für mehr Sicherheit sorgen soll. Abgegriffen und von anderen mitgelesen, sollen die über „Threema“ verschickten Nachrichten nicht – sie sind stets verschlüsselt. Wer bislang „WhatsApp“ genutzt hat, dürfte schnell mit „Threema“ zurechtkommen. Unter iOS 7 besitzt die Schweizer Anwendung wie „WhatsApp“ das neue Flat-Design. Der Aufbau der App ist ähnlich gestaltet.

 

Kurzfazit

„Threema“ ist eine gute Alternative zu „WhatsApp“. Die Anwendung verschickt Nachrichten, Videos und Fotos tadellos und gibt ihrem Nutzer in Sachen Datenschutz stets ein besseres Gefühl als unter „WhatsApp“. Eine 100 prozentige Garantie gibt es aber auch bei „Threema“ nicht. Zwar wird der Nachrichten-Austausch verschlüsselt und die Betreiber versprechen, dass die Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Hashes nur kurzzeitig auf den Servern des Dienstes verbleiben, doch hat „Threema“ den Quellcode bislang nicht veröffentlicht, was zumindest ein gewisses Misstrauen hervorrufen sollte. Die „Threema“-Server stehen in der Schweiz und unterliegen damit strengen Datenschutz-Gesetzen. Völlige Sicherheit gibt es aber auch hier nicht. In der Vergangenheit haben immer mal wieder ungefragt und ungewollt Daten das Land verlassen, auch wenn Steuer-CDs ein ganz anderes Ausmaß besitzen.

 „Threema“ macht insgesamt einen großen Schritt in die richtige Richtung und ist eine gute Alternative zu „WhatsApp“. Ein völliger Umstieg gelingt aber nur dann, wenn möglichst alle Nutzer mitziehen. Aus den „WhatsApp“-Kontakten unseres Redakteurs haben gerade einmal knapp neun Prozent der „WhatsApp“-Nutzer zu „Threema“ gewechselt oder sich zumindest auch dort einen Account erstellt. Auf das komplette Adressbuch heruntergebrochen liegt der Anteil der „Threema“-Nutzer sogar bei nur 5,6 Prozent – im Gegensatz zu „WhatsApp“ mit einer Quote von fast 57 Prozent. Wie viele Nutzer noch zu „Threema“ hinzustoßen werden, bleibt abzuwarten. Aktuell erfährt der Dienst jedenfalls einen großen Nutzeranstieg. Auch ist der Dienst bislang nur für Android (ab Version 4.0) und iOS zu haben. Windows-Phone-Nutzer gehen leer aus. 

„Threema“ lässt sich für einmalig 1,79 bzw. 1,60 Euro aus dem Apple Appstore bzw. Google Play-Store herunterladen. Alternativ kann die Android-Version aber auch über die Threema-Webseite direkt erworben werden. Die Nutzung von „WhatsApp“ ist hingegen im ersten Jahr kostenlos. Ab dem zweiten Jahr wird eine Jahresgebühr von 99 Cent fällig. 

Konkurrent „WhatsApp“ gab gestern im Rahmen des Mobile World Congress bekannt, seinen Dienst in der zweiten Jahreshälfte um eine Telefonfunktion zu erweitern.

 

Download von „Threema“

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