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Mit Beyoncé, Columbia und Apple in eine neue, alte Zeit?

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Mit Beyoncé, Columbia und Apple in eine neue, alte Zeit?
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Apple war einst das Unternehmen, das es mit iTunes salonfähig machte, einzelne Musiktitel aus dem Gesamtkunstwerk „Album“ herauszulösen und Häppchenweise an den Mann bzw. die Frau zu bringen – gerade Steve Jobs soll sich für diese Konstruktion stark gemacht haben. Der Erfolg gab Apple lange Zeit recht, denn es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass iTunes den Musikverbtrieb nachhaltig verändert hat. Dass aber gerade die digitale Welt im stetigen Wandel ist, haben die letzten Jahre aber wieder einmal deutlich gezeigt. Weg vom digitalen Kauf einzelner Titel bzw. Alben geht es immer weiter in Richtung von Streaming-Lösungen wie sie Spotify, Deezer und viele andere bieten. Nur eine Seite ist mit der Lösung wieder einmal nicht wirklich glücklich: die Musikindustrie - und das obwohl gerade solche Dienste die Musikpiraterie zusehends unattraktiver machen.

All das kann als Hintergrund dessen angesehen werden, was gestern Nacht auf iTunes passiert ist. Mit Beyoncé hat einer der größten weiblichen Pop-Stars der letzten Jahre sein neues Album unangekündigt direkt auf iTunes veröffentlicht. Es gab keine groß angelegten Werbeaktionen oder inszenierten „Skandale“ wie bei Lady Gaga und Konsorten, sondern einfach das Album – und das auch zum Preis eines „echten“ Albums, denn es müssen nicht etwa die üblichen 9,99 Euro, sondern 14,99 Euro investiert werden. Dabei handelt es sich aber sowieso nicht um ein langweiliges Album, sondern um ein „visuelles Album“ wohlgemerkt, denn zu jedem Song gibt es das passende Video – ob man das braucht, steht auf einem anderen Blatt, es zeigt aber, dass die Musikindustrie sehr wohl darauf bedacht ist, einen Mehrwert gegenüber den Streaming-Anbietern zu liefern. Was für mich allerdings das wirklich bemerkenswerte an dieser Aktion ist, ist die Tatsache, dass sich Beyoncé bzw. Columbia als Label dagegen entschieden hat, die Tracks einzeln zu verkaufen – und Apple hier offenbar gerne (im Kontrast zur einstigen iTunes-Politik) mitspielt. Bis zum 20.12. kann das Album nur komplett erworben werden, so wie es früher einmal war, als das Album noch zählte und Apple noch nicht iTunes an den Start gebracht hat.

[figure image=http://www.hardwareluxx.de/images/stories/galleries/reviews/beyonce.jpg]Mit alten Mitteln zum Erfolg?[/figure]

Ob dieses Vorgehen Erfolg hat? Ob wir künftig öfter solche Aktionen erleben werden? Man wird es sehen. Zunächst einmal kann die Aktion als riesiger Marketing-Erfolg verbucht werden und auch der Erfolg scheint sich einzustellen, denn wie bei Daily Mail zu lesen ist, hat der Release das iTunes-Netzwerk in die Knie gezwungen. Bei einem aber darf man sich sicher sein: Wenn sich ein Erfolg einstellt und Anbieter wie Apple mitspielen, wird sich die Musikindustrie sicherlich nicht die zusätzlichen Einnahmen durch die Lappen gehen lassen. Die gesamte Aktion klingt für mich wie ein Schritt nach vorne (denn das übertriebene Skandal-Marketing darf man sich künftig gerne sparen), gleichzeitig aber wie zwei Schritte zurück, denn alte Probleme werden neu heraufbeschworen. Das macht sich beispielsweise dadurch bemerkbar, dass im Zusammenhang mit Meldungen zum Release oft zu lesen war, dass das Album bereits in den Torrent-Netzwerken zu finden ist.

Quellen und weitere Links

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