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Galaxy S7, G5, MateBook

Der MWC war innovativ, überraschend und enttäuschend

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Der MWC war innovativ, überraschend und enttäuschend
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Die Tore sind geschlossen, der Tross zieht weiter: Nach vier Tagen MWC stellt sich auch Ende Februar 2016 wie in jedem Jahr die Frage, welcher Hersteller für die größte Überraschung gesorgt, den größten Eindruck hinterlassen oder die Erwartungen enttäuscht hat. Die Antworten sind – anders als 2015 oder 2014 schnell gefunden. Denn die noch vor einer Woche befürchtete Langeweile ist ausgeblieben, auch wenn es eine an Highlights vergleichsweise arme Ausgabe der weltweit wichtigsten Mobilfunkmesse war.

Damit war aber zu rechnen. Denn schon seit Monaten ist erkennbar, dass sich fast alle etablierten Hersteller schwertun und selbst Branchengrößen mit Problemen zu kämpfen haben. Schließlich ist ein Stand erreicht, an dem ein Gerät vom letzten oder vorletzten Jahr sich eigentlich nicht vor seinem (Nach-)Nachfolger verstecken muss.

Das Innovativste: LG G5

Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass LG die Auszeichnung als Aussteller mit der größten Innovation gebührt. Mit dem G5 vollziehen die Südkoreaner beinahe schon einen radikalen Neuanfang, mit seinen Vorgänger hat das Smartphone kaum etwas zu tun. Aktuelle Technik, eine interessante Kameralösung natürlich die Erweiterung per Modul: Man wagt viel, um sich von der Masse abzuheben.

Die Erweiterung per Modul ist innovativ, aber noch nicht überzeugend

Die Erweiterung per Modul ist innovativ, aber noch nicht überzeugend

Doch einfach wird es dadurch noch lange nicht. Der Modulmechanismus entpuppt sich schnell als fummelig, mehr als zwei Erweiterungen sind nicht in Aussicht und so manche technische Lösung muss erst noch zeigen, dass man auf das richtige Pferd gesetzt hat – Stichwort Always-On-Display mit IPS-Panel. Darum ist das G5 nicht auch noch das beste Produkt der Messe.

Das Beste: Samsung Galaxy S7 edge

Diesen Titel erhält das Galaxy S7 edge. Anders als LG hat Samsung weit weniger gewagt, dafür aber an den richtigen Schrauben gedreht. Größerer Akku, IP-Zertifizierung, erweiterbarer Speicher, hochwertiges Erscheinungsbild und neue Komponenten – Kamera und SoC könnten am Ende dafür sorgen, dass das Galaxy S7 edge das beste Smartphone auf dem Markt ist; sollte der Test die bisherigen Eindrücke bestätigen.

Das Galaxy S7 edge ist die in Summe überzeugendste Neuvorstellung

Das Galaxy S7 edge ist die in Summe überzeugendste Neuvorstellung

Natürlich kann man jetzt ein „Aber vieles davon bietet die Konkurrenz doch auch!“ in den Raum werfen. Aber das war auch im letzten Jahr schon so. Und dennoch gelang es Samsung, mit dem Galaxy S6 edge+ das, Zitat aus dem Test, „derzeit beste Smartphone“ auf den Markt zu bringen. Wenn man nun überlegt, dass viele der Schwächen beseitigt worden sind: Warum sollte es nun anders sein?

Für einen Nachfolger oder einen Ableger der Note-Familie gibt es aber dennoch noch genügend Spielraum. Denn perfekt ist das Galaxy S7 edge nicht, USB Typ-C und ein besseres Speicherkarten-Handling dürfen es dann schon sein.

Das Überraschendste: Huawei MateBook

Dass Huawei den MWC für den Start einer neuen Produktkategorie nutzen würde, deutet sich schon vor dem Start der Messe an. Überraschend war das MateBook trotzdem. Denn dass das 2-in-1 einen derart guten Eindruck hinterlassen würde, dürfte kaum jemand erwartet haben. Nicht nur Verarbeitung und Design sind gelungen, so manches Detail dürfte die etablierten Mitbewerber nachdenklich stimmen. Weder das einfache Aktivieren per Fingerabdruck, noch das kompakte, aber trotzdem vielseitige Dock dürfte man so erwartet haben.

Das MateBook überrascht positiv

Das MateBook überrascht positiv

Ein Käufermagnet sieht am Ende aber vielleicht doch anders aus. Denn beim Preis verfolgt Huawei ganz klar eine Premiumstrategie, die zwar dem Gerät in Summe gerecht wird, mit der man sich von den wichtigsten Mitbewerbern aber nicht wirklich absetzen kann.

Andere Auffälligkeiten

Aus ganz anderen Gründen fielen drei andere Neuvorstellungen auf. Da wäre beispielsweise Xiaomi mit seinem Mi5. Technisch stellt das Smartphone so manch anderes klar in den Schatten, ein „Flagship-Killer“ ist es aber dennoch nicht. Denn was bringt das beste Produkt, wenn es in Europa gar nicht angeboten wird? Und aus dem Kampfpreis würde, sollte man sich für einen Einstieg in Europa entscheiden, schnell etwas ganz Anderes werden. Denn die Ambitionen dürften weitaus größer als bei OnePlus sein, entsprechend müssten Marketing und Vertrieb für viel Geld ausgebaut werden, zudem drohen Aufschläge für Gewährleistung, Urheberrechtsabgaben und mehr.

Sony hingegen hat Erfahrung und Infrastruktur, scheinbar nur keine klare Strategie mehr. Erneut zeigte man nach nur einem halben Jahr mal wieder ein neues Topmodell, kaschiert das irrwitzige Tempo aber mit einem anderen Namen – aus Z wird X. Zwar wirken die drei Neuvorstellungen solide, so manches Detail bezüglich der Ausstattung irritiert aber ebenso wie die Entscheidung, ausgerechnet auf das beste Modell in Deutschland zu verzichten. Eine Kampfansage, die dringend nötig wäre, sieht anders aus.

Acer Victorinox Cybertool: Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Acer Victorinox Cybertool: Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Für das meiste Erstaunen hat jedoch ein Produkt gesorgt, das nur im kleinen Kreis vorgestellt wurde. Die hinter dem Cybertool von Acer und Victorinox steckende Idee ist erst einmal gut. Man nehme eine klassische Armbanduhr und mache sie per Zubehör smart. Doch irgendwo zwischen erster Planung und fertigem Produkt hat sich ein Fehler eingeschlichen, anders kann das Ergebnis nicht beschrieben werden. Ob dem Betrachter das Design gefällt oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Aber warum man sich für die kleinstmögliche Schnittmenge entschieden hat, wird Acer beantworten müssen. Nicht nur, dass die vorausgesetzte I.N.O.X-Uhr einen verschwindend geringen Marktanteil hat, das Cybertool beraubt sie auch noch um ihre eigentlichen Stärken – die Robustheit.

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