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LG G4 im Test (Teil 1/3)

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Als letzter im Bunde hat LG seine Vorstellung eines High-End-Smartphones für das Modelljahr 2015 ins Rennen geschickt. Das kann aufgrund des zeitlichen Vorsprungs der Konkurrenz ein Nachteil sein, aber auch ein möglicher positiver Aspekt darf nicht vernachlässigt werden. Denn die Fehler der anderen können so verhindert werden. Ist der Nachzügler G4 also das ausgereifteste Produkt?

Wer den Markt aufmerksam verfolgt, dürfte bei bei dieser Frage an die Diskussionen rund um Qualcomms Snapdragon 810 denken. Samsung soll beim Galaxy S6 aufgrund thermischer Probleme auf ihn verzichtet haben, HTC griff hingegen zu und verbaut den Chip im One M9. Aber auch LG verwendet ihn, aber nur im G Flex 2. Am Ende, so zumindest der Eindruck, könnte an den vermuteten Problemen des SoCs vielleicht doch etwas dran sein, denn HTC musste die CPU per Patch etwas zügeln und im G4 steckt nun nur noch der kleine Bruder.

Deshalb wird sich der erste Teil des Tests lediglich um die Punkte Leistung und Display drehen, der Rest folgt in den kommenden Tagen.

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Snapdragon 808: Aus 8 mach 6

Beim ersten flüchtigen Blick auf den Snapdragon 808 fallen lediglich einige kleinere Unterschiede gegenüber dem Snapdragon 810 auf. So verfügt der SoC lediglich über sechs statt acht Kerne, zudem fallen die maximalen Taktraten geringer aus. Beim zweiten Blick, dieses Mal auf die Details gerichtet, offenbart sich jedoch mehr. Denn auch die GPU ist eine andere, hier setzt Qualcomm auf das Modell Adreno 418 statt Adreno 430. Der SoC verfügt damit über nur noch 128 statt 288 ALUs wie beispielsweise der Snapdragon 810, die maximale Leistung fällt von rund 420 auf gut 170 GFLOPS; auch, weil der höchstmögliche Takt von 650 auf 600 MHz reduziert wurde. In allen weiteren Punkten gleichen sich die GPUs hingegen. Unterstützt werden vom Snapdragon 808 dementsprechend unter anderem Open GL ES 3.1 und Direct3D 11.2.

Auch wenn die Front bekannt wirkt: Im Innern ist viele neu

Auch wenn die Front bekannt wirkt: Im Innern ist viele neu

CPU-seitig hat Qualcomm hingegen am Bekannten festgehalten und setzt damit auch bei diesem SoC auf ARMs unveränderte Cortex-A57- und -A53-Kerne - eine Alternative hat man aber auch nicht, die eigenen Designs sind noch nicht einsatzbereit. Die bereits genannte Verringerung der Kerne betrifft aber nicht beide Typen gleichermaßen, sondern lediglich den Cortex-A57. Hiervon stehen zwei Einheiten parat, beim Cortex-A53 bleibt es bei vieren. Klar ist damit: In puncto Leistung hat der Snapdragon 808 auf dem Papier eindeutig das Nachsehen. Denn der Cortex-A57 übernimmt im Gespann mit dem Cortex-A53 die Aufgabe des leistungsstärkeren Kerns, letzterer soll hingegen die weniger fordernden Aufgaben übernehmen, im Gegenzug aber auch sparsamer mit Energie umgehen. Dass der Snapdragon 810 mehr Potential besitzt, zeigen aber auch die Taktraten. Denn während Qualcomm beim aktuellen Topmodell bis zu 2,0 und 1,6 GHz (A57/A53) erlaubt, sind es beim Snapdragon 808 nur noch gut 1,8 und 1,4 GHz.

Es geht auch anders: Der Akku kann getauscht werden, Platz für eine Speicherkarte ist ebenfalls vorhanden

Es geht auch anders: Der Akku kann getauscht werden, Platz für eine Speicherkarte ist ebenfalls vorhanden

Aber auch in einem anderen Punkt verspricht der Snapdragon 810 mehr. Denn während Qualcomm hier den Einsatz von LPDDR4-RAM vorsieht, muss sich das kleinere Modell mit dem weitaus langsameren LPDDR3-Speicher begnügen. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. So werden beide SoCs in 20 nm gefertigt, unterstützen eMMC 5.0 für etwas schnelleren internen Speicher und bieten aktuelle Schnittstellentechnik. Zu letzterer gehört WLAN nach ac-Standard ebenso wie Bluetooth 4.1 und NFC. Aktuell irrelevant ist die Abweichung beim LTE-Modem. Denn während der Snapdragon 810 hier Cat 9 bietet, ist der Snapdragon 808 auf Cat 6 begrenzt. Im Alltag macht dies keinen Unterschied, derzeit bietet hierzulande kein Provider Übertragungsraten, die Cat 9 erforderlich machen würden - auch angekündigt ist diesbezüglich noch nichts.

Nicht spitze, aber mehr als genug

Doch wie sieht es nach der ganzen Theorie in der Praxis aus? Zusammengefasst: Gut. Denn im G4 sorgt der Chip für eine mehr als ausreichende Leistung. Selbst in anspruchsvollen Szenerien wie aufwendigen Spielen gibt es keine Einbrüche, genügend Reserven sind vorhanden. Und auch die Benutzeroberfläche wird ruckelfrei dargestellt. Etwas mehr ins Detail gehen die üblichen Benchmarks. AnTuTu attestiert SoC und Smartphone rund 42.000 und 44.800 Punkte (32/64 Bit), was in unserer Rangliste für das obere Drittel reicht. Vergleichbare Ergebnisse bieten unter anderem Motorolas aktuelles Moto X, aber auch Huaweis Ascend Mate 7. Und selbst das Galaxy S6 ist in greifbarer Nähe, im 32-Bit-Modus liegt es lediglich 7 Prozent vorn. Das One M9 bietet mit seinem Snapdragon 810 hingegen schon 10 Prozent mehr. Deutlich größer wird der Abstand, wenn es um 64 Bit geht. Samsungs Vorsprung beträgt dann nahezu ein Drittel, bei HTC sind es 11 Prozent.

Konstant hohe Leistungen und gute Temperaturen

Konstant hohe Leistungen und gute Temperaturen

Zumindest in AnTuTu liegen die Gründe auf der Hand. Hier profitieren die beiden Konkurrenten bei der CPU-Messung von jeweils zwei leistungsstarken Kernen mehr, bei Samsung kommt zudem der höhere Takt hinzu. Zusätzlich bietet die Adreno 430 mehr Performance als das kleinere, im Snapdragon 808 verbaute Schwestermodell. Deutlich wird dies im 3DMark (Ice Storm Unlimited). Hier liegen Galaxy S6 und One M9 mit über 22.000 und 21.000 Punkten auf der beiden ersten Plätzen, das G4 kommt auf etwa 18.500. Auffällig: Auch in diesem Benchmark landet der Snapdragon 808 dicht am Snapdragon 801, wie er unter anderem im Galaxy S5 steckt. Über mangelnde Leistung müssen sich Nutzer des G4 aber nicht beschweren. Denn auch in diesem Gerät stecken genügend Reserven für die kommenden Monate.

Auch LG wagt den Sprung zu USB Typ-C nicht, konservativ ist man aber auch beim internen Speicher

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Und dass der Snapdragon 810 je nach Smartphone nicht die ideale Wahl sein muss, zeigt ein Vorgeschmack auf den Test des G Flex 2. Denn dieses konnte in den bisherigen Messungen nicht immer vor dem G4 landen, vor allem in Sachen CPU-Leistung bleibt so manche Frage zurück. Hier dürfte die Hitzeentwicklung eine Rolle spielen. Mit der wiederum das G4 keinerlei Probleme hat, wie unter anderem PCMark for Android zeigt. Hier landet das Smartphone bei guten 4.500 Punkten sowie eine Spitzentemperatur von unter 35 Grad Celsius selbst nach dutzenden Durchläufen. Keine Fragen offen lässt übrigens die Speicherbestückung, die ebenfalls Einfluss auf die Leistung hat. Denn mit 3 GB RAM ist das G4 zukunftssicher ausgestatttet. Und wem auf mittlere oder gar lange Sicht 32 GB interner Speicher nicht reichen, der kann problemlos zur microSD-Karte greifen. Laut LG sollen so bis zu 2 TB nachrüstbar sein.

Quellen und weitere Links

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